Frostiger Sonnenaufgang am Zirbitz

von | Okt. 21, 2025 | Nature | 0 Kommentare

Ein schmalsichelförmiger Mond erinnerte mich um fünf Uhr dreißig leider zu spät an meine vergessene Stirnlampe. Denn auf den ersten Metern realisierte ich, wie finster diese Nacht noch war. Zum Glück bot die Lampe meines Handys genug Licht, um zumindest den Weg vor mir zu sehen.

Durch den dunklen Wald

Nach dem Startpunkt auf ca. 1600 m ü. A. bei der Tonnerhütte an der Westseite des Zirbitz begann diese Wanderung zunächst im stockdunklen Wald. Für zirka eineinhalb Kilometer und 300 Höhenmeter führte uns der Wanderweg entlang einer Skipiste und durch Waldpassagen bis über die Baumgrenze. Auch wenn der Tagesanbruch eigentlich nicht weit entfernt war, konnten wir die Umrisse des Berges erst jetzt langsam vor dem Nachthimmel erkennen.

Trotz der Dunkelheit und nur wenig Kunstlicht unserer Lampen war das Navigieren in der Nacht auch ohne (digitales) Kartenwerk kein Problem. Durch den Wald konnte man kaum vom Weg abkommen, und über die Westflanke des Zirbitz in Richtung des Südkamms war es nicht von großer Bedeutung, ob man sich am Südalpen-Panoramaweg 20 befand oder ein paar Meter darunter oder darüber. So erreichten wir nach knapp 75 Minuten den Grat und konnten einen ersten Blick auf das Morgenrot werfen.

Ein eisiger Wind

Dieses zog sich lediglich als schmaler oranger Streifen zwischen dem Horizont und einem Wolkenband über die ansonsten dunkelblau bis schwarze Naturkulisse. Die Sichel des abnehmenden Mondes machte das Ganze zu einem beinahe mystischen Fotomotiv. In Sachen Fotoequipment war ich an diesem Tag auch verhältnismäßig leicht unterwegs. Neben dem 17–40 mm-Weitwinkel an meiner EOS R6 hatte ich noch das 70–200 mm-Teleobjektiv dabei – eine unspektakuläre Combo, die aber zuverlässig einen großen Brennweitenbereich abdeckte.

Mit dem Erreichen des Kamms waren wir dem Gipfel zwar schon ziemlich nahe gekommen, allerdings dem Höhenwind auch direkt ausgesetzt. Und dieser hatte es an diesem Oktobertag bereits richtig in sich. Lag die Temperatur beim Start der Wanderung noch bei vier Grad plus, drückte der Wind die Werte in eine knapp zweistellige Minuszahl. Zusätzlich verringerten wir unser Tempo etwas, damit ich mehr Zeit für Fotos der Blauen Stunde zur Verfügung hatte. Der Gipfelweg, der zu Anfang zwischen beiden Seiten des Kamms hin und her wechselte, wechselte so auch zwischen kühlem Luv und weitaus angenehmerem Lee. Am Gipfelplateau wurde es dann endgültig windig, und frostige Eisblumen zierten das Landschaftsbild rund um das Gipfelkreuz.

The View from Here

Schlussendlich benötigten wir bis zum Gipfel ca. 1 Stunde 40 Minuten. Es blieben uns also knapp 10 Minuten, bevor die ersten Sonnenstrahlen am Horizont erstrahlten. Mit dem Weitwinkelobjektiv fing ich den Sonnenaufgang mit dem Schutzhaus und dem Zirbengeist (quasi dem Maskottchen des Berges) im Vordergrund ein.

Die grandiose, beinahe 360-Grad-Rundumsicht war durch die prominente Lage des Zirbitz atemberaubend: ein sonnengeflutetes Murtal, der Blick nach Kärnten, das noch unter einer Nebeldecke schlummerte, sowie der Blick auf die Sternwarte am Kreiskogel, die sich immer wieder in Wolken hüllte.

Auch ohne viel Equipment gelang es, an einem abwechslungsreichen Tag wie diesem ein gutes Sammelsurium an Natur- und Landschaftsfotos zu bekommen. Lediglich als ich beim Abstieg noch jede Menge Gämse in der Ferne erspähte, wäre mir ein Teleobjektiv mit einer längeren Brennweite von Nutzen gewesen. Aber das war eben der Lauf der Dinge: Langes Tele dabei – keine Tiersichtungen; langes Tele daheim – jede Menge Fauna vor der Kamera.

Viel Spaß mit den fotografischen Eindrücken dieser Wanderung!

Raphael Sperl