Was taugen Effektfilter von Aliexpress?

von | Okt. 28, 2025 | Allgemein, Music, Review | 0 Kommentare

Effektfilter sind seit geraumer Zeit ein quasi Must-have in der Fotografie mit künstlichem Licht – sei es bei Porträts im Neonlicht, Streetfotografie in der Nacht oder bei Konzerten.
Filter, die das Bild außerhalb des Motivs verzerren, einen künstlichen Lichtkranz (aka Halo) erzeugen oder Lightflares hinzufügen, erfreuen sich einer nie dagewesenen Popularität. Das ruft nicht nur neue Premiumanbieter auf den Plan – auch das chinesische Billigsegment von Temu und AliExpress will sich hier ein Stück vom Kuchen sichern.

Als der Hype vor ein paar Jahren begann, machte ich ein Review der GetFractal-Filter auf meinem alten Blog. Diese gehören bis heute zu den hochwertigsten Filtern, die es in diesem Segment gibt.
Allerdings hat sich das Portfolio der Effektfilter in den letzten Jahren vor allem um Halo- und Split-Filter erweitert. Diese liegen preislich zwischen 10 und 90 Euro.

Da ich sehen wollte, ob die Filter vom unteren Ende dieser Preisspanne ein ernstzunehmendes Produkt oder doch eher ein Gimmick zum Wegwerfen sind, habe ich mir einen Split-Filter und einen Halo-Filter bei AliExpress bestellt (siehe Fotos unten).
Und keine Sorge – das hier ist weder Werbung noch ein sponsored post. Ich wollte einfach eine Frage beantworten, die sich sicher schon der ein oder andere Fotografie-Enthusiast gestellt hat:
Hey or nay?


Was macht ein Halo-Filter?

Ein Halo-Filter erzeugt durch die rund gewölbte Form des Glases im Außenbereich – bei passendem Lichteinfall – einen halbrunden bis runden Lichtkranz. Die Mitte des Effektfilters ist dabei entweder plan ausgeführt oder einfach ein Loch im Glas. Dadurch bleibt das Motiv im Zentrum scharf und wird nicht verzerrt.


Was macht ein Split Filter?

Ein Split Filter verzerrt je nach Ausführung entweder eine oder zwei Teile des Bildes durch seine angeschrägte Form. Die Mitte, in der sich das Motiv befinden sollte, ist hierbei ausgespart und ohne Glas. die beiden Glasteile sorgen für Reflexionen oder Unschärfen an den Bildrändern, während die Bildmitte frei von Effekten bleibt. Durch die Drehbarkeit des Filters besteht die Möglichkeit diesen Effekt Oben und Unten, oder Links und Rechts im zu platzieren.

Lasst uns das Zeug reviewen

Um einen guten Eindruck zu gewinnen, habe ich die Filter in unterschiedlichen Situationen und Settings getestet – einerseits bei Wanderungen zum Sonnenauf- oder -untergang, andererseits bei Konzerten mit jeder Menge künstlichem Licht.
Wie jedes Equipment benötigte ich auch hier einige Shots, um die perfekten Einstellungen, das passende Objektiv und die richtige Verwendung herauszufinden. Dabei kristallisierten sich gleich ein paar gravierende Unterschiede heraus.

Während ich mit dem Halo-Filter schon bald richtig coole Ergebnisse erzielte und besonders bei Konzerten absolute Lieblingsfotos schoss, wurde ich mit dem Split-Filter nicht wirklich warm. Durch den relativ kleinen Bildbereich, der bei diesem Filter noch wirklich scharf blieb, war er einfach für die meisten Situationen – besonders bei Konzerten – für mich nicht brauchbar. Dementsprechend hatte ich auch den Halo-Filter viel öfter in Verwendung.

Vor allem bei Konzerten wurde er ein fixer Bestandteil meiner Packliste. Besonders gut funktioniert der Filter bei Brennweiten von 40 bis 85 mm, wobei ich ihn am liebsten an meinem 40 mm Pancake-Objektiv sowie an der 50 mm Festbrennweite verwende. Mit einem Gewindedurchmesser von 77 mm passt er natürlich nicht auf jedes Objektiv, kann aber auch ganz einfach davor gehalten werden. Das ist in den meisten Fällen sogar die bessere Option, da man so die Halos rund um das Motiv besser steuern kann. Des Weiteren kann man den Filter auch leicht angeschrägt vor das Objektiv halten, um so nur in bestimmten Bildbereichen einen Halo zu platzieren.

Den Split-Filter habe ich besonders in der Natur eingesetzt, wo er im richtigen Licht – vor allem mit der Sonne – für eine harmonische Unschärfe sorgt. Dies kann in den richtigen Momenten als Stilmittel hilfreich sein. Besonders im Panoramaformat macht der Filter hier Sinn.


The Good, the Bad and the Ugly

The Good:
Einen guten Deal habe ich auf jeden Fall mit dem Halo-Filter gemacht. Dieser hat besonders in der Konzertfotografie oft zum gewissen Etwas beigetragen. Zusätzlich ist der Filter sehr robust, und bei einem 13-Euro-Filter habe ich auch kein schlechtes Gewissen, ihn – wenn’s schnell gehen muss – mal nur in die Hosentasche zu stecken, anstatt ihn fein säuberlich wieder in der mitgelieferten Tasche zu verpacken. Die Handhabung ist super intuitiv, und auch wenn man ihn vielleicht nur für seltene Einsätze benötigt, ist hier kein Geld verschwendet.

The Bad:
Der Split-Filter hatte für meinen Einsatz leider einen viel zu beschränkten Nutzen. Zwar entstanden ab und zu ganz nette Effekte, aber der Filter sorgte niemals dafür, einem Bild ein richtiges Upgrade zu geben oder ein ansonsten unspektakuläres Motiv in etwas Besonderes zu verwandeln.

The Ugly:
Ganz können sich die billigen Produktionskosten bei einem 13-Euro-Filter nun doch nicht verstecken. Beim Split-Filter löste sich schon bald der Kleber an einem der beiden Glaselemente – dieses fiel dann einfach heraus. Zwar benötigte die Reparatur nur ein paar Tropfen Superkleber, aber dennoch dürfte das nicht nach so kurzer Zeit passieren.


Fazit

Mit dem Halo-Filter kann man keinen Fehler machen – hier bekommt man viel Effekt für wenig Geld. Dank der coolen Einsatzmöglichkeiten würde ich hier 8/10 Punkte vergeben.
Im Gegensatz dazu würde der – aus bereits genannten Gründen – nicht so gut verarbeitete Split-Filter nur 2/10 Punkte bekommen. Nicht nur wegen der billigen Verarbeitung, sondern auch wegen der bei weitem nicht so spektakulären Ergebnisse.

Sample Shots Split Filter:

Sample Shots Halo Filter:

Raphael Sperl